Energieanwendung

19.11.2020

Strom und Wärme – eine schwierige Beziehung

Strom zu verheizen ist populär, aber ineffizient.

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Wärme aus Strom ist zwar bequem und weit verbreitet, ist aber so ziemlich die ineffizienteste Verwendung von kostbarer Elektrizität.

Wo Strom fliesst, entsteht immer auch Wärme – und diese Wärme­erzeugung kann mit einem elektrischen Widerstand sehr einfach massiv verstärkt werden. Tauch­sieder, Boiler und elektrische Herd­platten gehörten deshalb zu den ersten Geräten, die von der praktischen Wärme­quelle Gebrauch machten. Später folgten Stahl­schmelzöfen und Elektro­speicheröfen, welche mit billigem Strom in der Nacht aufgeheizt wurden. Vor allem nach dem Bau der ersten Kern­kraftwerke und dem Ölschock während des Kalten Kriegs waren in der Schweiz solche Heizungen sehr populär. Man machte sich unabhängig von unberechen­baren Ölstaaten und konnte den günstigen und scheinbar uner­schöpflichen Atomstrom nachts nutzen, wenn ohnehin zu viel Strom da war.

Ein erklärtes Ziel der Stromwirtschaft damals war, mit den Elektro­speicheröfen die Ölheizungen zu ersetzen. Frankreich verfolgte eine ähnliche Politik, kam damit allerdings wesentlich weiter als die Schweiz und hat mittlerweile ein grosses Problem. Die Elektro­heizungen sind eine Belastung für das Stromnetz, und mit der langsamen Ausmusterung der Kernkraft­werke steht nicht mehr so viel Nacht­strom zur Verfügung. Elektro­heizungen lassen sich aber auch nicht so einfach ersetzen, weil in den Häusern oft die für eine Umstellung auf andere Energie­träger nötigen Rohre fehlen.

Denn so praktisch die Wärme­erzeugung mit Strom ist, es ist die mit Abstand ineffizienteste Verwendung für einen hoch­wertigen Energie­träger. In der Schweiz sind Elektro­speicher­heizungen deshalb mittlerweile verboten, Elektro­boiler stehen ebenfalls auf der Abschussliste. Sinnvoll sind dagegen Wärme­pumpen, die zwar elektrisch angetrieben werden, aber einen grossen Teil der Energie aus dem Boden oder der Umgebungs­luft holen. Allerdings gibt es auch da Nachteile. Bei Temperaturen um den Gefrier­punkt verbrauchen die verbreiteten Luft-Wasser-Wärmepumpen fast gleich viel Strom wie Elektroheizungen.

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