Energieanwendung

12.03.2020

Mehr Drohnen, weniger Traktoren

Ein Produkt auf der Suche nach einem Markt.

John Deere, Volocopter
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John Deere und Volocopter bauen eine Gross­drohne für die Land­wirt­schaft. Es gibt aber bereits kom­mer­zielle An­bieter, die mit kleineren Drohnen Felder überwachen, düngen und punkt­ge­nau Schädlinge bekämpfen.

Während die Silicon-Valley-Tycoons in San Francisco im Stau stehen und durchs Glas­dach ihres Tesla den leeren Himmel über sich an­schauen, kommen sie auf die Idee, man könnte ja flie­gen. Deshalb be­fin­det sich die Gründer- und Venture-Capital-Szene nun im Elektrodrohnen-Taxi-Fieber. Allerdings ist das weder neu noch innovativ. Schon in den 1960er-Jahren gab es Helikopter­zubringer vom Dach des PanAm-Buildings in New York zum Flughafen JFK. Re­kla­ma­tio­nen der lärm­ge­plagten An­wohner, zähe Defizite und ein grässlicher Unfall beendeten das Unternehmen. Drohnen und Luft­taxis werden deshalb in dicht besiedelten Ge­bie­ten wohl weder als ge­flü­gel­te Paket­boten noch als über dem Stau schwe­ben­de Taxis eine Zukunft haben.
Sehr viel sinn­voller ist ihr Ein­satz dagegen da, wo es keine Staus, kaum Menschen und noch weniger Autos gibt: in der Land­wirt­schaft. Dort werden Drohnen schon seit etlichen Jahren für Überwachungs- und kleinere Transport­aufgaben genutzt. Nun planen der US-Agro­technik­konzern John Deere und der Drohnen­her­stel­ler Volocopter ge­mein­sam eine Gross­drohne für die Land­wirt­schaft. Sie kann an speziellen Hal­te­run­gen un­ter­schied­li­che Lasten tragen, seien es Tanks mit Dünger oder Pflan­zen­schutz­mitteln, Saat­gut oder auch Beobachtungs-Equipment. Sie fliegt dann selb­stän­dig Fel­der ab und kann im Gegen­satz zu den klas­si­schen «Crop Dustern» mit ihren Heli­koptern oder Flug­zeu­gen sehr viel genauer, tiefer und sicherer über die Felder fliegen.

An der Drohne sind Sprüh­einrichtungen...
Volocopter
...und Pumpen ähnlich angeordnet wie an Sprühflugzeugen
Volocopter
Fliegen statt den Boden zusammenpressen

Dem kommt ent­ge­gen, dass die Land­technik­bran­che in den letzten Jahren sehr viel in au­to­no­me Sys­teme und vor allem auch Sä-, Dünge- und Ernte­maschinen investiert hat, die den Zu­stand eines Feldes sehr genau do­ku­men­tieren und die Daten unter­einander aus­tauschen. So weiss jede Ma­schine, was besser wächst und wo der Boden mehr Dünger benötigt. Diese Daten werden so auf­be­rei­tet, dass jeweils die an­ge­häng­te Maschine den ziehenden Traktor steuert – und nicht um­ge­kehrt wie bisher. In diese land­wirt­schaft­liche Daten­welt lässt sich eine Drohne sehr gut in­te­grie­ren. Damit kann sie punkt­genau ein Feld mit Pes­ti­zi­den be­handeln, statt es komplett ein­zu­nebeln. Oder sie kann an kahlen Stellen mehr Dünger und Saat­gut applizieren. Das spart viel­leicht nicht unbedingt Energie, aber vor allem viele Trak­tor­fah­ren übers Feld. Denn ein grosses Pro­blem in der Land­wirt­schaft ist die so­ge­nann­te Ver­dichtung der Böden durch schwere Maschinen. Mit der Zeit werden die Er­träge auf derart zu­sam­men­ge­press­ten Böden immer kleiner. Das Problem der Boden­ver­dich­tung wird mit zu­nehmend öko­logischem Land­bau noch grösser. Denn weniger aggressive Chemikalien erfordern oft mehr Fahrten über das Feld. Die grösste Chance des flie­gen­den Taxis ist deshalb wohl jene als fliegender Traktor.

volocopter.com/de

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