Energieerzeugung

10.06.2020

Holz­kohle – der boomende Energie­träger in Afrika

Trotz vieler Nach­teile hat die grosse Popu­la­ri­tät der Holz­kohle dem afri­ka­ni­schen Kon­ti­nent auch eine sub­stan­zi­elle wirt­schaf­tliche Ent­wick­lung gebracht.

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Ein kri­tischer Blick auf die Kohle in Uganda: Holz­kohle hat in den letzten 20 Jah­ren in vielen afri­ka­nisch­en Ländern Brenn­holz ersetzt. Das ist gegen­über früher ein Fort­schritt, der aller­dings auch Pro­bleme bringt. Zwar sind Kohle­öfen viel ef­fi­zienter, Holz­kohle ist leichter zu trans­por­tieren, und die Holz­kohle­wirtschaft ge­ne­riert lokal sehr viel Arbeit und einen be­schei­denen Wohl­stand. Doch die Luft in den Woh­nun­gen und Häusern ist oft schlecht, und noch immer werden viele Bäume geschlagen, um daraus Holzkohle herzustellen.

Noch vor 20 Jah­ren warben die Hilfs­werke mit Fotos von Frauen, die täglich Dutzende Kilo­meter unter­wegs waren, um Brenn­holz zu sammeln. Diese Zeiten sind vorbei. Statt­dessen ver­bren­nen sie heute Holz­kohle in mitt­ler­weile sehr billigen und relativ effizi­enten Kohle­herden. Selbst in grossen Städten wird sys­te­matisch mit Holz­kohle gekocht. Die Vor­teile sind die­sel­ben, die schon vor Hun­der­ten von Jahren die Köhlerei im Entlebuch begrün­deten: Holz­kohle ist leicht zu trans­por­tieren und erzeugt eine grosse, leicht zu kon­trol­lie­rende Hitze. Holz­kohle ist in Afrika viel bil­liger als Kerosin, Propan­gas oder gar die unzu­ver­lässige Elek­tri­zität. Zudem wird sie im Gegen­satz zu fossilen Brenn­stoffen lokal her­ge­stellt. Holz­kohle generiert so über viele Einzel­schritte eine sehr grosse lokale Wertschöpfung.

Südlich der Sahara ist Holz­kohle auch in urbanen Ge­bieten der Koch­brenn­stoff der Wahl – und überall auf den Märkten an­zu­treffen, wie hier in Kenya.
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Auch wenn es manch­mal nicht so aus­sieht, Kohle­koch­herde sind spar­samer und öko­lo­gischer als offene Feuer.
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Die Nach­teile sind aber ähn­lich gross wie die Vor­teile. Der Holz­kohle­boom fördert die En­twal­dung, die Luft in den Häusern ist schlecht bis giftig. Und doch ist der Schritt zur Holz­kohle gegen­über der noch in den 1990er-Jahren vor­herr­schen­den Brenn­holz­wirt­schaft ein Fort­schritt: Die Kohle hat Arbeits­plätze und kleinen Wohl­stand geschaffen. Zudem wird gegen­über den Holz­feuer­stellen von früher in den mo­der­nen Kohle­herden pro Mahl­zeit weniger Holz verbraucht, und Köhler sind eher an nach­hal­tiger Wald­be­wirt­schaftung in­te­res­siert als einfache Holz­sammler. Die Holz­kohle spart aber auch vielen Mädchen und Frauen sehr viel Zeit, die sie nun in der Schule oder mit pro­duk­tiveren Tätig­keiten ver­brin­gen als mit Holz­sammeln. Ent­wick­lung geht mit kleinen Schritten – und nicht immer mit jenen, die man im reichen Europa für die besten hält.

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