Geschichte

12.03.2020

Dessau, Tel Aviv, Biel

Biel hat eines der grössten Architektur-Ensembles des Neuen Bauens.

zVg Eurobus
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Das Volks­haus ist eines der ar­chi­tek­to­ni­schen High­lights des Bieler Bahnhofquartiers.

Die geraden Linien, grossen Glas­flächen und der lässige Schwung der «Roaring Twenties» sind typisch für das Bauhaus, den Ar­chi­tek­tur­stil, der auch nach 100 Jahren moderner aussieht als vieles, was viel später kam. Gegründet wurde die Architektur- und Kunst­schule «Bauhaus» im Jahr 1919 in Weimar und zog 1926 in ihr berühmtes neues Gebäude in Dessau. Dort wurden nicht nur neue Gebäude, sondern auch Tex­ti­li­en und Möbel entworfen – und dann oft gleich in den be­nach­bar­ten Flug­zeug­werken von Hugo Junkers gebaut.

Die Cité du Temps glänzt nicht von un­ge­fähr mit einer mo­der­nen Holz­kon­struk­ti­on. Die Berner Fach­hoch­schule in Biel ist spe­zi­a­li­siert auf Holzbau.
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Der rassige Schwung der «Roaring Twenties» im Hotel Elite in Biel.
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Nach ihrer Macht­er­grei­fung 1933 schlossen die Nazis das Bauhaus, doch die Schule war stil­prägend für eine ganze Architekten­ge­ne­ration. Viele von ihnen waren trau­ma­tisiert aus dem Ersten Welt­krieg zurück­gekommen, ent­täuscht vom alten Bürger­tum und von der Aristokratie. Sie be­geis­ter­ten sich für sozialistische Ideen und wollten diese auch in der Ar­chi­tek­tur umsetzen. Mit der zu­neh­men­den Repression in Europa wanderten immer mehr jüdische Ar­chi­tek­ten ins britische Mandats­gebiet Palästina aus und brachten ihre Ideen von Architektur und Ge­sell­schaft mit. Hier planten die Briten ab 1909 eine neue «Gartenstadt am Meer», das heutige Tel Aviv. Die Stadt hat deshalb bis heute die grösste Sammlung an Bauhaus-Architektur, mit einer gi­gan­tischen Viel­falt in über 4000 Gebäuden.
In derselben Zeit wie in Tel Aviv entstand in Biel das Bahn­hof­quartier. 1921 wurde der Sozial­demokrat Guido Müller Stadt­prä­si­dent. Als 1923 der Bahn­hof an seinen heutigen Stand­ort Richtung See verlegt wurde, ergab sich die ein­malige Chance, ein zen­trales Stadt­quar­tier komplett neu bauen zu können. Müller und sein Team för­der­ten den neuen Stil mit seinem modernen Denk­an­satz nach Kräften. Kleinere Wohn­häuser, aber auch ganze Strassen­züge und markante Gebäude wie das Volks­haus, das Hotel Elite, aber auch das ehemalige Auto­montage­werk von General Motors zeigen diesen Stil. Biel ist damit zum Geheim­tipp unter Architekturfans geworden.
parcours-bielbienne.ch

Auch die Bieler Bus­häus­chen sind un­ver­kenn­bar Bauhaus.

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