Energieanwendung

13.06.2021

Alles Flüssige kommt aus dem Wallis

Die Fabrik Cimo im Wallis machte die Schweizer Kunst­stoff­pro­duktion möglich.

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Das Wallis ist berühmt für seine flüssigen Produkte. Doch 60 Pro­zent von allen flüssigen Gütern, die im Wallis her­ge­stellt werden, haben nichts zu tun mit Wein oder Milch. Es sind die Produkte der Chemie­fabriken in Visp und in Monthey. Die Fabrik in Monthey hat eine bewegte Geschichte. Sie wurde 1897 auf dem Gelände einer konkursiten Zucker­raffinerie gegründet und fabrizierte allerlei chemische Basis­produkte, insbesondere Wasser­stoff und Chlor und alles, was man aus dem Salz der nahen Saline Bex her­stellen konnte. Doch schon 1904 ging die Fabrik wieder in Konkurs und wurde von der «Chemischen Industrie Basel», kurz Ciba, gekauft. Erstes Produkt war der Farb­stoff Indigo für die Jeans des US-Herstellers Levi Strauss. Die Firma pro­duzierte eine Viel­zahl von Materialien, nicht alle profitabel. Mit einer massiven Investition aus Basel startete ab 1938 die Kunst­stoff­produktion – aber erst 1949, mehr als 50 Jahre nach Beginn der industriellen Tätig­keit, erhielt die Fabrik die erste industrielle Klär­anlage der Schweiz. In den Jahren 1970 bis 1978 kamen die ersten Sonder­müll­verbrennungs­öfen der Schweiz dazu. Bis Anfang der 1990er-Jahre stieg die Zahl der Mitarbeiter­innen und Mitarbeiter auf 3000.

Bei der Fusion der beiden Basler Chemie­giganten Sandoz und Ciba im Jahr 1996 gehörte die Ciba-Fabrik in Monthey plötzlich zu den «Dreckdivisionen», mit denen der neue Pharma­konzern nichts mehr zu tun haben wollte. Die Fabrik wurde als Cimo verselbstständigt. Doch die Produktion blieb dieselbe. Mittler­weile beschäftigen die Ciba-Nachfolger Syngenta, BASF, Cimo und Huntsman auf dem Gelände etwa 2000 Ange­stellte. Es ist die grösste chemische Produktions­anlage der Schweiz, mit etwa 80 Gebäuden, 20 Kilo­metern Werks­gleisen, 130 Kilometern Rohr­leitungen und 28 Kilo­metern Kanalisation. Vieles, was Nahrungs­mittel wachsen lässt, was in Farben und Lacken gebraucht wird, und alle Kunst­stoffe, die bei einem Formel-1-Rennen im Kreis herum­fahren, und alles, was die Passagiere im Innern eines Flug­zeugs sehen, kommt in flüssigem Zustand aus dieser Fabrik im Wallis – ausser dem Walliser Wein.

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